Dienstag, 7. August 2018

Washington DC - une captiale extraordinaire...

Es ist jetzt schon über einen Monat her, dass ich über den großen Teich geflogen bin. 
Nach dem Motto "besser spät als nie" will ich natürlich auch über den dritten Stop auf meinem Trip berichten. 
Ich konnte natürlich nicht die amerikanische Ostküste besuchen, ohne Stop in Washington DC.
Zum einen muss man sich ja, wenn man schonmal da ist, die Hauptstadt anschauen und zum anderen lebt hier mein geliebter Mitbewohner aus Brüssel Aaron (Shoutout to Aaron). 
Ihm und einer nicht ganz nüchteren, nächtlichen Facetime-Aktion verdanke ich diese Reise ins Land der unbegrenzten Möglichkeiten. 

Mit dem Nachtbus ging es also von Boston nach Washington DC. 
Ich würde diese Fahrt nicht empfehlen, wenn man in Bussen nicht schlafen kann. Da ich glücklicherweise überall ein Auge zumachen kann, war die Fahrt für mich relativ kurzweilig. 
Angekommen in DC erschlug mich erstmal die Hitze. In Boston hatte es die Tage davor auch schon ca. 30°C aber in DC waren es gleich 34°C plus sehr hohe Luftfeuchtigkeit. 
Nach dem freudigen Wiedersehen mit Aaron und einem kurzen Lunch machte ich mich auf meine Tour durch Washington.
Hier meine Liste der Aktivitäten des ersten Tags:

  • White House

Kleiner als erwartet, aber selbstverständlich einer meiner ersten Anlaufpunkte in Washington. Das Weiße Haus ist Mythos und Realität zugleich. Ich würde mir nur wünschen, dass endlich Fitzgerald Grant (Scandal) hier tatsächlich einzieht, anstatt der Witzfigur, die aktuell dort haust. 

  • National Mall West: Lincoln Memorial, Gedenkpark Vietnam Veteranen, Reflecting Pool, Washington Monument 

Im Schneckentempo bewegte ich mich voran und gönnte mir so viele Schattenpausen wie möglich. Obwohl es wahrscheinlich verboten ist, hielt ich meine Füße in das kühle Nass des „Reflecting Pools“ und fand schnell Gleichgesinnte. Nach mehrstündiger Tour zog es mich in die Kälte und ich genehmigte mir einen viel zu süßen, gefrorenen Drink bei Starbucks. Ein wahrer Vorteil dieser Kette ist ihr WLAN, das wirklich gute Verbindung bietet und überall verfügbar ist.

Auf meinem Amerikatrip entschied ich mich eine Social-Media-Detox Zeit einzulegen, ganz im Gegensatz zur Kultur, in der ich mich befand. Lediglich eine halbe Stunde pro Tag verbrachte ich auf WhatsApp, Instagram & Co. Es tat mir wirklich gut diese handyfreie Zeit auszukosten und noch mehr Zeit für mich zu haben. Kaum zu Hause habe ich diesen guten Vorsatz schon wieder über Bord geworfen. Vielleicht sollte man öfter in ein Land ohne kostenfreies Roaming verreisen..

Den ersten Abend verbrachten Aaron und ich in der Küche, vor allem meine Wenigkeit. Der Mann konnte schon in Brüssel nicht kochen und übernahm vor allem Schneidarbeit. Nach dem guten Essen gönnten wir uns noch ein bisschen Quality Time mit Klimaanlage in Aarons sehr cooler Wohnung bzw. Haus in Farragut, nur 15 Minuten entfernt vom mächtigsten Mann der Welt. 



Zweiter Tag:

Aaron musste arbeiten also starteten wir zwar gemeinsam in den Tag, aber unsere Wege trennten sich nach einem schnellen Frühstücks-Smoothie.

Für mich stand ein touristisch, erkundungsreicher Tag bevor.

  • National Mall East: Spaziergang Madison Drive, Capitol Tour

Die National Mall ist eine lange, sehr breite Allee die sich im Westen und Osten des Washingtion Monuments erstreckt. An der westlichen Spitze, die ich am Tag davor besichtigt hatte, befindet sich das Lincoln Memorial, an der östlichen das Capitol, mein heutiges Ziel.

Am östlichen Teil der Mall reiht sich ein Museum an das nächste und für alle ist der Eintritt frei. So auch für das Capitol. Nach Sicherheitscheck wie am Flughafen holte ich mir meine Eintrittskarte ab und wurde direkt einer Gruppe zugewiesen. Die erste Einführung in die Geschichte des Capitols, des Congress und der amerikanischen Politik ist ein Image-Film, der nicht patriotischer und melancholischer sein könnte. Einfach typisch USA.

Die Tour durch das Gebäude ist sehr beeindruckend und interessant gemacht. Ich war die einzige Nicht-Amerikanerin in meiner Gruppe. Hatte also als einzige keinen Homestate, für den es eine Statue berühmter Söhne oder Töchter gab und konnte nach der Führung nicht meinen Senator besuchen. Aber ich hatte die Möglichkeit hautnah dem amerikanischen Patriotismus beizuwohnen und Menschen aus dem ganzen Land zu treffen.

  • Botanischer Garten

Nach dieser einstündigenm klimatisierten Tour wurde ich draußen wieder vom Wetter erschlagen und entschied mich bei diesen ohnehin tropischen Temperaturen in den Botanischen Garten zu gehen. Dieser befindet sich am Fuße des Capitol Hills und ist eine kleine Oase der Ruhe, wo ich mich auf einer Bank niederlies und ein bisschen in meinem Buch schmökerte. 

  • Mittagessen bei Oyamel

Vom Hunger getrieben, folgte ich einer Empfehlung von Aaron. Dieses mexikanische Restaurant ist vermutlich nicht das günstigste der Stadt, aber ich war begeistert von der Vielfalt und Kreativität der Speisen. Zunächst skeptisch wurde ich von meinem Hühnchen in Schokoladensauce positiv überrascht. Während ich beim Mittagessen saß, ging draußen die Welt unter. Ein tropischer Regen verwandelte die Straßen in kürzester Zeit in Bäche und mein Mittagessen in eine längere Angelegenheit. Nach einer halben Stunde, in der ich nur hoffte, dass der Regen endlich weniger würde, musste ich einsehen, dass dies erstmal nicht passierte.

Glücklicher Zufall also, dass ganz in der Nähe die National Portrait Gallery war.

  • National Portrait Gallery (Presidents' Portraits)

Ich verbrachte also den ganzen Nachmittag damit mir die Portraits der 44 Präsidenten (wobei 22 und 24 der gleiche waren #funfact). Zum Glück war noch keines des aktuellen zu bewundern und Barack Obama der letzte, vor dem anscheinend alle ein Foto machen wollten. So auch meine Wenigkeit, die ganz offiziell ein großer Fan des ehemaligen Präsidenten ist.

  • Aarons Geburtstag: 14th Street, Barcelona, Whiskey Bar

Nachdem ich trocken zu Aarons Wohnung kam und ein kleines Schläfchen eingelegt hatte, war ich bereit mit meinem Host in seinen Geburtstag zu feiern. Glücklicherweise hatte ich Aaron überzeugt an seinem Geburtstag nicht zur Arbeit zu gehen. Den nächsten, freien Tag in Aussicht genehmigten wir uns einen Pitcher Sangria in der Wine Bar „Barcelona“ und ließen um 12 Uhr die Whiskey-Gläser in einer benachbarten Whiskey-Bar klirren. Aarons Wohnung liegt praktischerweise unweit der 14th Street, in der sich eine Bar an die nächste reiht, und in denen die Business-Leute abends ihr Feierabendbier genießen. 

Dritter Tag:

  • Radtour mit Aaron

Nachdem wir ausschliefen und uns einen selbstgemachten Brunch gönnten, mieteten wir uns Räder und starteten eine kleine Tour von Aarons Lieblingsecken in Washington. Zum ersten Mal in einer der drei Städte hatte ich einen lokalen Guide, der mir alle Insider-Tipps zeigen konnte.

  • Embassy Route, Obamas House

Unserem gemeinsamen Interesse für internationale Politik (immerhin haben wir beide ein Praktikum bei der EU gemacht, wenn Aarons auch cooler war als meins) geschuldet, zeigte mir Aaron zunächst die Embassy Route, auf der sich eine Botschaft an die nächste reiht. Ich sah sehr beeindruckende Gebäude und mit dem Rad ist es eine schöne Strecke zu fahren.

Mein persönliches Highlight war es herauszufinden wo die Obamas jetzt wohnen. Aaron plauschte sogar mit einem der Wachmänner des Secret Services, dem natürlich super warm und langweilig ist, beim Straßensperren den ganzen Tag. 

  • Georgetown: District Doughnuts, Kafe Leopold

„Das Beste kommt zum Schluss“ hatte sich Aaron gedacht und sich Georgetown als letzten Stop der Radtour aufgehoben. Hier genossen wir die Aussicht auf den Fluss, schlenderten durch die Gassen, schnabulierten einen Doughnut bei „District Doughnut“, wo ich nicht nur von den Doughnuts, sondern auch von der Kunst angetan war und genehmigten uns ein Geburtstags-Bierchen im deutschen Café „Kafe Leopold“. 

Bayerisches Bier, Spinat-Käsespätzle und 30°C, Aaron schwebte im 7. Geburtstagshimmel.



Nach dieser kulinarischen Freude wurden wir von Aarons Kindergartenfreund Chris abgeholt und verbrachten einen Teil des Nachmittags in seiner Wohnung. Danach fuhren wir per Uber durch den Feierabendverkehr zurück zu Aarons Wohnung, wobei wir mehr standen als fuhren. DC traffic is the worst.

Den Abend ließen wir mit Bier, (meiner Meinung nach) schlechter Pizza und guten Gesprächen ausklingen. Aaron hat in dieser Stadt inspirierende Menschen gefunden, die mich alle auf ihre eigene Art begeisterten und interessierten. Ob über Gun Control, Kindererziehung in Deutschland und in Amerika, Dr. Evil oder die allseits geliebten Belgier, über eigentlich alles konnte man in dieser Runde philosophieren und debattieren.

So sehr ich meine Zeit für mich auf diesem Trip genossen habe, desto mehr weiß ich wie wichtig mir die Menschen in meinem Leben sind. Und ob es ein Freund ist, den man seit 2 Jahren nicht mehr gesehen hat, mit dem einen aber doch so viel verbindet, oder ein Mensch, den man gerade getroffen hat, der aus einer völlig anderen Kultur kommt, andere Dinge erlebt hat, aber einem doch so nahe sein kann, ist ganz egal. Ich weiß dann warum wir eine gemeinsame Sprache gefunden haben. Menschen sind soziale Wesen.

Kein Mensch ist eine Insel.

Ich bin damit gesegnet inzwischen Freunde überall auf diesem Planeten zu haben, die ich besuchen und an deren Leben ich teilhaben kann.

Vielen Dank Aaron für deine (Gast)Freundschaft. Ich hoffe das war Shoutout genug. Love you, fathead.