Sonntag, 1. Februar 2015

Sans espérances...

Sich einfach darauf einlassen. Ohne Erwartungen.
Gleich am ersten offiziellen Festivaltag trauten wir uns in eine Kurzfilmreihe. 
Für den Anfang entschieden wir uns für eine Ansammlung von Musikvideos
Musikvideos haben normalerweise die Funktion Musik optisch zu untermalen. Bei den gezeigten Videos hatte ich aber auch das Gefühl, dass die Musik das bewegte Bild untermalte. 
Also ein Geben und Nehmen zwischen Auge und Ohr. 
Durch stimmungsvolle Musik wurde das Bild einer zerfurchten, dreckigen Wand zu etwas Besonderem, Einzigartigem. 
Durch die gezeigte Geschichte bekam ein bekanntes Lied eine völlig neue Bedeutung. 
Natürlich werden für ein Kurzfilmfestival nicht x-beliebige Videos ausgewählt. 
Irgendwie waren sie alle, auf die eine oder andere Art, verstörend für mein "Ich mag romantische Komödien"-Filmgehirn. Aber dafür gibt es ja dieses Festival. Um meinen Horizont und den von vielen Weiteren zu erweitern. 
Um auch euren Horizont zu erweitern: Das Video, dass mich am meisten verstörte und zugleich mitriss. 

Auf mein zweites Kurzfilm-Erlebnis war ich dann schon besser vorbereitet.
Hierfür wählten wir eine Reihe von 3D-Filmen aus. 
Ich ließ diese einfach auf mich zukommen. Ohne Erwartungen. 
Man kann sich bei Kurzfilmen nie sicher sein, dass sie einem gefallen. Wenn man ins Kino geht, schaut man sich davor meist den Trailer an, um zu wissen, was einen erwartet. Wenn man in einen Kurzfilm geht, kann man sich keinen Trailer anschauen. Die meisten Trailer sind länger als so mancher Kurzfilm. Also weiß man einfach mal nicht, was einen erwartet. Man hat keine Wahl. Hinsetzten, Anschauen, Fallen lassen! Kurzfilme sind der Inbegriff von Spontanität. 
Auch die Filmemacher stehen bei Kurzfilmen vor einer Herausforderung. Man muss in einem Bruchteil der Spielfilmzeit die gleiche Menge Emotion packen, wie in 90 Minuten. 
Nur weil sie kürzer sind, heißt es nicht, dass Kurzfilme weniger Arbeit benötigen, als überlange Hollywood-Blockbuster. Oftmals sind es die Kurzfilme die mehr Kreativität, Intelligenz und Zeit erfordern als Spielfilme.
Besonders viele Emotionen erregte der Film "Sie heißt jetzt Lotte". Eine deutsche Produktion, die die Geschichte der Freundschaft einer deutschen Jüdin und einer Deutschen während der NS-Zeit schildert. In sechzehn kurzweiligen Minuten hat es dieser Steifen geschafft, einem die Frauen ans Herz wachsen zu lassen. Ihr tragisches Schicksal nimmt einen darum umso mehr mit.
Der Film spielt gekonnt mit Überraschungseffekten und glänzt mit hervorragenden Darstellern.

Ich glaube die Kurzfilm-Aura, die Clermont umgibt, hat auf mich abgefärbt und mich zur Kurzfilm-Verfechterin gemacht. Natürlich will ich nicht sagen, dass jeder Kurzfilm gelungen und besser ist als normale Spielfilme. Nein. Ich möchte nur aufmerksam darauf machen, dass der Kurzfilm auch eine Kunstform ist, die zu oft vernachlässigt wird. 
Wie sagt man so schön: In der Kürze liegt die Würze. 

1 Kommentar:

  1. Das Video ist echt sehr schön, ich kann mich nur bedanken, dass du es gepostet hast :-)

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