Sonntag, 24. Januar 2016

Ma passion...

Meine Passion. 

Jeder von uns kennt diesen Menschen, der sich mit nur einer seiner Eigenschaften beschreiben lässt. Der Clown. Die Sängerin. Der Pianist. Die Shoppingsüchtige. Der Künstler. Die Partyqueen. Der DJ. Die Sportliche.
Manche Menschen finden früh eine Passion, die ihr Leben bestimmt und sie ausmacht. Sie konzentrieren sich ganz auf diese Beschäftigung. Messen ihr unglaubliche Bedeutung bei, verbringen viel Zeit damit und geben viel Geld dafür aus.

Ich glaube ich war noch nie einer dieser Menschen.
Mein erstes Hobby war vermutlich die Musik. Singen, Musikvideos anschauen und nachtanzen, die neusten Hits auswendig lernen, Gitarre spielen. All das waren Dinge, die ich gerne machte und denen ich auch viel Zeit opferte. Ganz zum Leiden meines Gitarrenlehrers war dieses Instrument aber nicht meine einzige Leidenschaft und so kam das Üben oftmals zu kurz.
Ich wollte Volleyball spielen, mich mit Freunden treffen, Serien schauen, Reisen, Sprachen lernen, Schreiben. Ich wollte mehr.
Wie ich in einer Kulturwissenschaftsvorlesungen gelernt habe, gehört ein Mensch vielen verschieden Kollektiven an.
Ich gehöre dem Kollektiv der Antikaffeetrinker, dem der Spaziergänger, dem der High-School-Musical-Forever-Fans an. Und der Ich-trinke-auch-unter-der-Woche-gerne-mal-ein-Bier-zu-viel-Gruppe, der Unikinotruppe, dem Jugendchor, dem Hoch-die-Hände-Wochenende-Kollektiv, den Romantikern, den Gesprächigen und noch vielen mehr.

Ebenfalls aus dieser Vorlesung entnehme ich die Annahme, dass jedes Kollektiv einen bestimmten Platz in einer Hierarchie annimmt. Das heißt manchen dieser Kollektive gehöre ich lieber an als anderen. Und das stimmt auch manchmal.
Ich wäre vielleicht lieber in einer anderen Zeit geboren. Ich hätte es besser gefunden, wenn das Schönheitsideal meiner Generation mehr Fleisch auf den Rippen und weniger Bräune im Gesicht gehabt hätte. Ich wäre lieber in einer Gesellschaft aufgewachsen, die niemanden vorschreibt, so zu sein, wie sie ihn gerne hätte. Will nicht in einer Welt leben, die von Hass, Krieg und Terror geprägt ist. Auch wenn ich gerne würde, kann ich das nicht ändern. Das ist sozusagen mein Schicksalskollektiv.

Doch ich kann versuchen das Positive darin zu sehen. Ich kann es zu meiner Passion machen, das Positive in allem zu sehen. Vielleicht wird aus mir dann doch noch eine Tänzerin, eine Joggerin, eine Horrorfilmguckerin, eine Sushiesserin, eine Katzenliebhaberin und eine Mathematikerin. Oder vielleicht auch nicht.
Aber ich bin überzeugt davon, dass es in unserer Welt mindestens genauso viele gute Menschen wie schlechte gibt. Sogar mehr. Ich will mich nicht damit abfinden, die Bösen gewinnen zu lassen. Auch im echten Leben sollte es ein Happy End geben. Ich werde vielleicht nie eine große Heldin, eine Weltverbesserin, ein Superhirn.
Aber den Titel der Optimistin hol ich mir gerne ab.

Sonntag, 17. Januar 2016

Danser, c'est comme parler en silence...

C'est dire plein de choses sans dire un mot. 
Tanzen- Das ist wie in der Stille reden. Man sagt so viel, ohne auch nur ein Wort zu verlieren.

Ich tanze inmitten einer Menge. Fremde Gesichter. Freundliche Gesichter. Lachen, Freude, Energie.
Wir halten uns an den Händen.
Sie zeigen mir einen Tanz. Ich bekomme die Schritte nicht hin. Spaß habe ich trotzdem. Den Grössten.
Musik. Fremde Lieder. Rhythmische Lieder. Ich verstehe den Text nicht. Egal. Sie motivieren zum Tanzen, zum Bewegen, zum Glücklich sein. Und ich freue mich, dass sie glücklich sein können. Sie haben bestimmt einiges durchgemacht. In diesen sorgenfreien Gesichtern will ich mir das gar nicht vorstellen. Sie sind doch alle noch Kinder. Sollten noch nichts durchgemacht haben, außer vielleicht ihren ersten Liebeskummer.
Fast zwei Stunden tanzen wir und haben Spaß zusammen. Gerade erst kennengelernt. Gerade mal zwei Worte gewechselt. Haben keine Ahnung, was der andere bisher erlebt hat. Was den anderen beschäftigt. Und trotzdem halten wir uns an den Händen. Lachen einander zu. Tanzen miteinander. Keiner schämt sich, keiner versteckt sich. Alle tanzen wir so, wie wir es wollen. Sind glücklich. Zusammen.
So einfach ist das.
Und das hat überhaupt nichts damit zu tun, ob diese Kinder jetzt aus Syrien, Afghanistan oder Deutschland kommen.
Sie haben ein Recht darauf, Kinder sein zu können und sorgenfrei zu tanzen. Genauso wie ich es hatte. Genauso wie ich durch Pfützen tanzen durfte und Schneeengel machen konnte. Sie haben das Recht darauf bei ihrer Familie zu sein und bei ihnen aufzuwachsen. Sie haben das Recht auf eine Kindheit. Niemand darf ihnen diese rauben. Niemand hat das Recht ihren Eltern das Privileg zu entziehen, ihre Kinder aufwachsen zu sehen.
Ich bin so froh, dass es in Regensburg Menschen gibt, die sich für die Rechte der jungen Flüchtlinge aus Krisengebieten einsetzen. Ich bin froh, dass es Gruppen gibt, die sich den Jungs annehmen und ihnen zeigen, wie schön das Leben sein kann.
Und ich bin froh, dass ich heute mit ihnen tanzen durfte. Danke Jungs und danke Marie.

"Wir tanzen hier auf einem Vulkan- aber wir tanzen. Was in dem Vulkan gärt, kocht und brauset, wollen wir heute nicht untersuchen, und nur, wie man darauf tanzt." -Heinrich Heine


Mon métier de rêve...

Traumberufe hat man als Kind viele.
Ich wollte schon ganz früh Prinzessin werden. Nachdem ich den Sissi-Klassiker mit Romy Schneider das erste Mal gesehen hatte, stand fest: Ich will genauso leben und genau diese Kleider tragen. Der Berufswunsch änderte sich mit der Zeit zu einem nicht gerade realistischeren: Sängerin. Ich liebe Musik und gesungen habe ich auch schon bevor ich überhaupt sprechen konnte. Das Leben einer professionellen Sängerin konnte ich mir einfach nicht anders als perfekt vorstellen. Genauso wie das einer Hollywoodschauspielerin. Oder einer berühmten Schriftstellerin. Dann wollte ich Tierärztin werden, weil ich Tiere ja so liebe. Und Hotelfachfrau, weil ich dachte "Da wo andere Urlaub machen zu arbeiten, kann ja nur cool sein."


Und jetzt studiere ich seit zwei Jahren Deutsch-Französische Studien und frage mich, wie es danach weitergehen soll. Die Bandbreite der Möglichkeiten ist groß: Von der Arbeit in deutsch-französischen Institutionen, hin zu internationalen Unternehmen, von der EU bis zum Goethe-Institut ist vieles dabei. Viel, was mich interessiert. Viel, was ich mir vorstellen kann. Viel- aber nichts konkretes.
In jeder meiner Bewerbungen schreibe ich, dass ich mich vielseitig begeistern kann. Das stimmt, nur ist das nicht unbedingt positiv.
Mein Praktikum in Berlin im Sommer war toll. Die Firma, die Arbeit, das Team, die Stadt, einfach alles hat zusammen gepasst und ich habe sogar das Angebot wieder zurückzukommen und dort einzusteigen. Obwohl alles so gut gepasst hat, sträube ich mich dagegen mich dafür zu entscheiden. So vieles gibt es, was ich noch nicht ausprobiert habe. Ich kann mich nicht dafür entscheiden, bevor ich nicht weiß, dass es auch wirklich das Richtige ist.

Aber wann weiß ich denn, dass ich genau DAS Richtige gefunden habe?
Und selbst, wenn es nicht gleich das Richtige ist, heißt es ja nicht, dass ich mein ganzes Leben nur einen Job machen werde. Ich meine heutzutage wechseln manche sogar noch mit über 40 ihren Beruf und schulen auf etwas völlig anderes um. Wir arbeiten noch so lange, also warum nicht mehrere Berufe und Branchen ausprobieren?
Ich weiß nicht warum, aber ich brauche immer noch meinen Traumberuf im Kopf, auf den ich hinarbeite. Wenn ich kein abgestecktes Ziel vor Augen habe, renne ich nur mit halb so viel Elan.
Wie kann ich denn ins Ziel kommen, wenn es gar kein Ziel gibt?
Wie schon Konfuzius sagte: "Der Weg ist das Ziel". Ich bin vielleicht noch nicht auf dem richtigen Weg, aber ich habe mich auch noch nicht verlaufen.