Dienstag, 21. April 2015

La vie en bleu azur...

Letzten Freitag haben unsere wohlverdienten Ferien begonnen und meine Mitbewohnerin Jule (chez-mlle-jules.blogspot.com) und mich zog es schon wieder in den Süden. Zuerst nach Montpellier und danach zu unserer Freundin Ramona an die Côte d’Azur.

Mit Mitfahrgelegenheit brauchten wir 3,5 Stunden nach Montpellier, wo wir zuerst einmal unsere Koffer bei unserem AirBnB abgaben. Die Wohnung war sehr schön und perfekt gelegen, leider nur sehr dreckig. Wir entschieden schnell, dass wir dort wohl nicht duschen würden. Für eine Nacht war das schon mal ok.
Dann ging es mit der Stadterkundung los. Wir starteten am Place de la Comédie, der so eine Art Zentrum von Montpellier ist. Von dort aus führte es uns über die Esplanade Charles de Gaulle, mit einem kurzen Abstecher im Jardin du Champs de Mars hin zum Maison des Relations Internationales Nelson Mandela, das wir uns vor allem wegen seinem idyllischen Garten genauer anschauten. Im Garten wurden wir zwei Grazien prompt von einem älteren Herrn dazu eingeladen, eine Photographieausstellung im Maison anzusehen. Wir bewunderten die gelungenen Werke, fühlten uns dann aber schnell fehl am Platz, weil alle Anwesenden Gäste sich gegenseitig kannten und wir nur einsam in der Ecke standen.
Wir setzten also unsere Tour durch die Gassen der Altstadt von Montpellier fort.
Die Stadt erinnerte uns sehr an Regensburg. Montpellier ist die Studentenstadt schlechthin in Frankreich. Das merkten wir zum einen daran, dass überall junge Leute zusammen in Cafés oder Bars saßen und zum anderen daran, dass die Cafés preiswert und teilweise sehr alternativ waren. Es gab sogar vegetarische Lokale, was in Frankreich wirklich eine Seltenheit ist. Auch Cafés, wie wir sie aus Regensburg kennen und lieben, findet man nur selten im Rest von Frankreich. Die meisten Cafés sind gleichzeitig Brasserien oder Bars und verbreiten leider nicht diese angenehme Kaffeeklatschstimmung.

In Montpellier fanden wir genau diese Stimmung auf jedem der vielen, kleinen Plätze, die sich wie Oasen in einer Wüste aus süßen Gässchen auftun. Auf diesem Wege fanden wir das Château d'Eau, das Aquädukt Saint-Clerment oder den botanischen Garten Jardin des plantes
Aber auch das Nachtleben von Montpellier kann sich sehen lassen. In der Bar Cubanito starteten wir unseren Abend zu Latino-Rhythmen und (schlecht-)englischen Lebensweisheiten. Weiter zogen wir ins Al Andaluz, wo wir uns das Angebot von 1/2 l Mojito für 5€ nicht entgehen ließen. Mit unseren neugefundenen Freunden ging es dann noch ins Panama, wo wir den Abend ebenfalls zu heißen Rhythmen tanzend ausklingen ließen.
Unsere Aufenthalt in Montpellier hatte sich echt gelohnt und wir sind froh dieses Abstecher gemacht zu haben.
Die Straße, die es uns besonders angetan hatte, die Rue de la Fontaine, mit ihren süßen Restaurants (wie das "La Prairie Mimosa") und den geschmackvollen Second-Hand-Läden.
Der Bürgermeister von Montpellier, Philippe Saurel, hat den Charme seiner Stadt, wie ich finde, treffend zusammengefasst:
"Montpellier: 
Südfrankreich, Stadt mit Kulturschätzen aus vergangenen und modernen Zeiten, Mediterraner Knotenpunkt, ein außergewöhnliches Reiseziel mit Charakter, ein Ort der Begegnungen, des Wissens und der Leidenschaft." 
Samstag verließen wir das schöne Montpellier auch schon wieder und begaben uns mit Mitfahrgelegenheit Richtung Nizza. Unser Fahrer Jéremie, der selbst aus dem Norden Frankreichs stammte, kannte sich in seiner Wahlheimat in der Nähe der Parfumhauptstadt Grasse hervorragend aus und bat uns an, uns die Gegend zu zeigen. Am Ende der Fahrt hatten wir eine Tour für Mittwoch vereinbart. 
Bei Ramona angekommen, fielen wir nach einem kurzen, gesprächsreichen Abendessen schnell ins Bett. 
Sonntags schauten wir uns Nizza an: den Strand, den Markt in der Altstadt, die Basilique-Cathédrale Saint- Réparate, den Hafen und den Park du Château, von wo man eine traumhafte Aussicht über die Gegend hat. 
Auch kulinarisch verwöhnten wir uns mit Socca (einer Kichererbsen-Spezialität aus Nizza) und Gelato von Fenocchio, wo es 300 Eissorten zum probieren gibt (darunter: Bier, Rose, Tomate-Basilikum und Nutella). Den Tag ließen wir ganz entspannt mit einer Flasche weißem und süßem Wein am Strand ausklingen. 
Montag zogen Jule und ich dann auf eigene Faust los. Ziel: Monaco. Glücklicherweise gibt es die Ligne d'Azur, einen Bus, der einen entlang der Côte d'Azur überall hinbringt für 1,50€/Fahrt. Nach 45 min turbulenter Busfahrt kamen wir in Monaco an und fühlten uns prompt von den Enge und Überladenheit des zweitkleinsten Staats der Welt erschlagen. Wir hatten noch nie so viele Hochhäuser zusammengequetscht gesehen. 
Erstmal besichtigten wir die Festung des Vieux Monaco, das leicht erhöht liegt. Pünktlich zur Wachablösung standen wir vor dem Palais, in dem Albert, Charlène und die Zwillinge hausieren. Das Scenario, das wir dort zu sehen bekamen, war eher belustigend. Nachdem wir ein bisschen die Aussicht im Jardin Saint-Martin genossen hatten und die Cathédrale, in der Grace Kelly und Fürst Rainer geheiratet hatten, suchten wir uns ein halbwegs preiswertes Restaurant zum Mittagessen. Nachmittags schlenderten wir noch durch den Jardin exotique von Monaco, der die 3,80€ Eintritt (für Studenten) mehr als wert ist und in dessen Grotte wir aus dem Staunen nicht mehr herauskamen. 
Grotte im Jardin Exotique
Am Abend waren wir bei einem Kommilitonen von Ramona zum Grillen eingeladen. Von seinem Haus in den Bergen von Nizza konnten wir den Sonnenuntergang bewundern und ein gutes Essen genießen. 

Dienstag machten wir uns extra früh auf den Weg zum Bahnhof. Wieder hatten wir viel vor. Wir wollten Cannes und die Insel Sainte-Marguerite sehen.  
Mit einer Stunde unbegründeter Verspätung kamen wir in Cannes an, sahen aber zuerst nicht sehr viel von der Stadt, weil wir uns beeilen mussten, unser Boot zur Insel zu erwischen.
Die Insel ist sehr grün, das Meer ist türkis-blau und der Himmel war wolkenlos. Wir besichtigten die Festung Fort Royal, wo der sagenumwobene Mann mit der Eisernen Maske im Gefängnis saß. Dann schlenderten wir noch ein bisschen am Strand entlang und entspannten am Meer. Zurück in Cannes, wollten wir die historische Seite der Stadt entdecken, also Kirche und Burg. Das "Alte Cannes" steht im starken Gegensatz zur modernen Stadt, in deren Mitte der Filmpalast, von Einheimischen liebevoll "Bunker" genannt, prunkt. Die Filmfestspiele von Cannes starten dieses Jahr am 12. Mai und sogar mein Lieblingsschauspieler und Traummann Ryan Gosling war letztens Jahr dort. Nach dem Sightseeing wollten wir noch ein bisschen Bummeln gehen. Die Shopping-Straße für die großen Geldbeutel (La Croisette) ist klar von der für den eher kleineren Geldbeutel (Rue d'Antibes) getrennt. In der Letzteren wurden wir schon eher fündig, zum Beispiel
bei Pull&Bear und Co.

Mittwoch hatten wir dann unser Rendez-vous mit Jéremie in Grasse, welches wegen interkultureller Verständigungsschwierigkeiten beinahe geplatzt wäre. Wir fuhren wieder mit dem Bus, der diesmal sogar so brav fuhr, dass ich ein Nickerchen machen konnte. In Grasse schauten wir uns erstmal das Musée International de la Parfumerie an. Der Eintritt ist für Studenten 2€ und lohnt sich schon wegen der hervorragenden Sanitäranlagen. Das Museum ist gut strukturiert und führt den Besucher durch die Geschichte des Parfums, von den alten Ägyptern bis hin zu Coco Chanel und Christan Dior. Es gibt interaktive Elemente, wo man Düfte erkennen oder vergleichen muss und eher theoretische Teile, wo die Parfumherstellung erklärt wird oder man etwas über die Geschichte des Museumsgebäudes erfährt.
Nach dem eineinhalb-stündigen Besuch gingen wir noch über den Grasser Markt und schaut uns die Parfümerie Fragonard an, die in Grasse ein richtiges Monopol hat. Es gibt nicht nur Parfum sondern auch Mode für jung und alt und Einrichtungsgegenstände.
Anschließend trafen wir uns mit Jéremie zum Pizzaessen. Wir luden ihn ein und er versprach uns eine außergewöhnliche Tour, die man so von keiner Touristentourorganisation bekommt. Er hielt, was er versprach. Zuerst zeigte er uns sein Zuhause, wo uns vor allem der Garten sehr beeindruckte. Dann führte er uns in den Wald, wo uns schon ein bisschen mulmig wurde, doch dann standen wir vor einer gigantischen Brückenruine, die während des Zweiten Weltkriegs von Résitance-Kämpfern zerstört wurde, um den Deutschen den Zugang zu ihrer Region zu verhindern. Dieser Ort ist völlig in Vergessenheit geraten und auch im Internet finde ich nichts darüber. Uns wird er aber für immer im Gedächtnis bleiben. Dann fuhren wir in die Berge über Cabris nach Gourdon, dann nach Tourrettes sur Loup, an Saint Paul de Vence vorbei, über Cagnes sur Mer wieder nach Nizza. Vor allem Gourdon, ein mittelalterliches Bergdorf mit eigener, parfümierter Quelle, hat es uns besonders angetan. Auf diesem Ausflug entdeckten wir eine völlig andere Seite der Côte d'Azur, die nicht von Touristen überlaufen ist oder von Reichen zugebaut wurde. Hier leben die richtigen Franzosen mit ihren Schafen, hier kann man relativ günstig Essen gehen, hier findet man noch unvermarktete Naturschätze und sogar den Weg ins Paradies.

An unserem letzten Tag an der Côte d'Azur zeigte sich zum ersten Mal nicht schon morgens die Sonne. Generell war es viel frischer als an den vergangenen Tagen. Perfekte Bedingungen für eine Wandertour. Auf den Spuren den deutschen Philosophen Friedrich Nietzsche ging es den steilen Weg zum Bergdorf Eze hinauf. Entlang des Weges, den man idealerweise mit Wanderschuhe bestreitet, den wir aber auch mit Chucks überstanden haben, findet man immer wieder Tafeln mit Zitaten Nietzsches aus seinem Werk "Also sprach Zarathustra". Teile davon soll er auf diesem Weg geschrieben haben und auch die Wanderer die nach ihm diesen Weg bestreiten, nehmen seine Worte auf ihrem Pfad mit. Nachdem wir nach 1,5 Stunden Anstieg mit hochroten Köpfen oben ankamen, waren wir schon sehr stolz auf uns. Von den meisten Faulen, die das Auto auf der Fahrstraße genommen hatten, wurden wir zwar missbilligend beäugt, von allen Leidensgenossen mit ebenfalls roten Wangen jedoch aufmunternd angelächelt.
Pünktlich als wir oben waren, zeigte sich dann doch noch die Sonne und wir genossen die Aussicht. Eze ist ein kleines Künstlerdorf, wo es außer Ateliers nur Hotels, Restaurants und Souvenirläden gibt. Es war zum Glück nicht sehr überlaufen und so konnten wir entspannt durch die Gässchen laufen. 

Eigentlich hatten wir noch einen Sprung ins Meer geplant, aber weil es nach dem Abstieg sogar das Regnen anfing, wurde dieses Erlebnis auf unseren nächsten Côte d'Azur-Besuch verschoben. 
Wir kommen wieder! 
Vielen Dank nochmal an Ramona für ihre Gastfreundschaft trotz Unistress. Es war wirklich schön dich zu sehen und dein Leben in Nizza mitzuerleben.
Vorerst sind meine Urlaube im Süden Frankreichs erstmal beendet. Diese Woche mache ich mal wieder Urlaub in der Heimat. Nächste Woche beginnen schon die Prüfungen in Clermont und in einem Monat verlasse ich Clermont-Ferrand endgültig. Bis dahin heißt es YOLO, unsere To-Do-Liste muss abgearbeitet werden und das Leben in Frankreich muss nochmal so richtig genossen werden. 

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