Freitag, 30. Oktober 2015

Le bonheur...

Glück

Ein tolles Thema für einen Blogpost. So viele Blogposts wurden schon über das Glück verfasst. Und doch könnte man noch genauso viele drüber schrieben, wie es Menschen gibt. Und sie alle wären anders.
Glück ist individuell verschieden. Es ist nicht greifbar. Wir spüren es, benennen es, aber doch ist es immer anders.
Für mich hat Glück auch viele Gesichter. Glück ist das verschlafene Gesicht meines Freundes, wenn er neben mir aufwacht. Glück ist die Umarmung einer Freundin, die ich zu lange nicht gesehen habe. Glück ist es auf dem Fahrrad durch diese Stadt zu fahren und sie neu zu entdecken. Glück ist, wenn alles mal so klappt, wie es soll. Glück sind diese wilden Abende, die man nicht erwartet hat, die aber trotzdem die geilsten sind. Glück ist es, wenn aus einem Fremden ein Vertrauter wird. Glück ist es tagelang non-stop Scandal (série à voir absolument- Blogeintrag dazu folgt) zu gucken und danach stundenlang darüber zu diskutieren. Glück sind die Mittagspausen in der Mensa, wo man die ganze Uni sieht und unterhält. Glück ist es nach so langer Zeit endlich wieder einen gelb-blauen Ball in der Hand zu halten. Glück ist sich diese Dinge in den Kopf zu rufen und beim Gedanken daran zu schmunzeln.
Das alles ist mein Glück.
Aber im Wort Glück schwingt auch diese Nuance des Zufalls oder Schicksals mit. "Glück gehabt" sagen wir ja dann, wenn wir meinen, wir sind glimpflich davon gekommen. Aber mein Glück ist kein Zufall oder Schicksal. Ich bin nicht zufällig glücklich. Diese Dinge sind mir nicht in den Schoss gefallen. Ich habe diese Menschen gefunden und arbeite daran, sie in meinem Leben zu halten.
Ich habe diese Ziele nicht zufällig erreicht. Ich habe auf vieles verzichtet, um da zu sein, wo ich bin. War fleißig und habe gekämpft. Mit mir. Mit anderen.
Ich will mir mein Glück nicht verderben. Dieses Glück ist doch mein Lebensinhalt. Daran halte ich an diesen Tagen, die grau und scheiße sind, fest.
Ich bin ein positiver Mensch. Versuche es zumindest zu sein. Natürlich gibt es Momente im Leben, in denen ich mir wie der größte Pechvogel vorkomme. Wenn mich meine Tollpatschigkeit wieder übermannt oder mir die äußeren Umständen einen Strich durch meine allzu genaue Rechnung machen. Da will ich mich vor der ganzen Welt verkriechen und ziehe eine Miene, als wäre die Apokalypse nah. Aber darum genau geht es doch auch. Also nicht um die Apokalypse. Pech braucht man, um das Glück zu erkennen. Ohne Regen würde ich die Sonne nicht schätzen.
Und doch vergesse ich die Glücksmomente viel zu schnell. Rufe sie mir zu selten ins Gedächtnis. Lasse sie in einer fernen Erinnerung verblassen. Schiebe den aktuellen Stress vor und beschwere mich über mein "schreckliches Leben". Das ist wie bei den "Wilden Hühnern": Am liebsten würde ich meine Glücksmomente in ein Marmeladenglas packen und sie dann rausholen, wenn ich sie besonders nötig habe. Aber das wären zu vielen Marmeladengläser, die ich in meinen inzwischen fast 21 (oh ja, bald ist es soweit) Lebensjahren gesammelt habe. Ich muss lernen mich auch ohne Gläser an das Gute, Glückliche zu erinnern.
Ich laufe nach Hause, bin müde und es fängt an zu regnen. Marmeladenglas im Kopf. Und ich bin glücklich.
Blick vom Balkon in Berlin- mindestens ein Dutzend Marmeladengläser wert. 

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