Mittwoch, 7. September 2016

Qui suis-je?

Wer bin ich?
Eine große Frage. Wer bin ich? Was macht mich aus? 
Bin ich mein Name, mein Alter, ein Hobby, eine Musikrichtung, meine Vorliebe für eine Art von Mensch, mein Lieblingsessen? 
Über meinen Namen haben meine Eltern bestimmt. Über mein Alter der Zufall. Oder das Schicksal. Oder Gott. Jedem das seine. 
Meine Hobbies habe ich mir ausgesucht. Mein Bruder hat vor mir Gitarre gespielt, also entschied ich es auch zu tun. Mein Papa hat schon immer Volleyball gespielt und ich hatte auch Spaß daran. Im Radio kam immer Musik und Mitsingen hat mir die Idee des eigenen Singens näher gebracht. Meine Freunde haben Eigenschaften, die ich schätze. Wieso? Woher kommt diese Vorliebe für Ehrlichkeit, Loyalität, Selbstironie? Ist das meine individuelle Vorliebe, oder habe ich gelernt diese Eigenschaften zu schätzen. Wurde mir das so sozialisiert? Genauso wie, dass ich das Essen von meiner Mama mehr mag als anderes. Aber warum mag ich keinen Fisch, obwohl meine ganze Familie davon schwärmt? Bin das ich? Eine Abneigung für Fisch, Lügen, ästhetisch aussehende Sportarten, Horrorfilme, Kaffee, gelbe Gummibärchen, Ungerechtigkeit, Spinnen?
Ich weigere mich dir zu glauben, wenn du sagst, dass es mich eigentlich gar nicht gibt. Dass alles, was mich ausmacht nur anerzogen ist. Dass ich nur so denke, wie ich es tue, weil ich es so gelernt habe. 
Als ich geboren wurde, wusste ich nicht was mich erwartet. Ich wusste nicht, wer ich mal sein würde. Klar, wer weiß das schon. 
Aber ich weigere mich zu denken, dass ich ein Rohling war. Ich nur der richtigen Prägung bedarf und voilà das bin ich. Ein austauschbares Stück Kupfer, als dem durch Sozialisation, durch Eindrücke, Einflüsse eine Münze geprägt wird. 
Ich verstehe, dass du nicht glauben willst, dass alles vorbestimmt ist. Das will ich ja auch nicht. Wenn ich das denken würde, hätte ich aufgegeben. Dann wären meine Entscheidungen machtlos. Aussichtslos. Es wäre sowieso schon entschieden. Wofür dann anstrengen? Ausrichten kann man doch eh nichts. 
Das ist absolut nicht meine Einstellung. Ich bin der Meinung, dass jeder für sein eigenes Glück verantwortlich ist. Dass jeder seine Sterne neu ordnen kann. 
Aber eine Grundinformation ist da. Ich bin kein austauschbarer Rohling. Ich bin ein Stück Kupfer, in dem ein paar Ecken und Kanten vorgeritzt sind. Manches kann man ausbessern, manches bleibt wie es ist. Aber es ist nicht nur die Aufgabe von anderen zu definieren, wer ich bin. Ich bin ich. Und dazu zählt auch meine Weltanschauung, die komplett von deiner abweicht. 
Das macht uns doch aus, dass unsere Ansichten abweichen. Dass wir diskutieren können. Dass du mir Horizonte eröffnest und ich dir. Auch wenn wir nicht im gleichen Boot sitzen, dann sind wir wenigstens auf der gleichen Wellenlänge. Du prägst mich und ich dich. Aber wir bleiben unterschiedlich. Von Geburt an oder nicht ist manchmal auch egal. Hauptsache wir verstehen uns. 

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