Sonntag, 9. April 2017

Félin...

Raubkatze. 

Mit geschlossenen Augen liegt sie da, lässt sich die Sonne auf den perfekt geformten Körper scheinen, genießt die Wärme und die Geräusche des Frühlings. Endlich ist es warm, sie zeigt sich, ungeniert. 

Von einem plötzlichen Geräusch gestört, fährt sie hoch. Diese kraftvolle Bewegung bringt ihre Muskeln zu Tage. Langsam erhebt sie sich und du kannst nicht anders als jeden ihrer Schritte, jede ihrer fließenden, gleitenden Bewegungen zu bewundern. 

Ihre durchdringenden, grün funkelnden Augen treffen deine. Sie durchdringen dich und treffen dein Innerstes. Du weißt, dass du nie etwas schöneres gesehen hast. Nie mehr bewundern, begehren wirst. 
Für einen Moment gehört ihre Aufmerksamkeit ganz dir, der Rest der Welt wird ausgeblendet. Du fühlst dich besonders, wertvoll. Sie zeigt dir einen Teil ihrer Seele. Sie lässt dich einen kurzen Einblick erhaschen, einen Blick hinter die perfekte Maske, unter das dicke Fell.  

Und im nächsten Augenblick ist es verflogen. Sie wendet sich ab. Streift weiter durch ihr Revier, pirscht sich an die nächste Beute heran, überfällt sie so plötzlich wie sie es gerade noch bei dir getan hat. 

Du bleibt zurück. Verwundet, leer. Gerade noch geblendet von der Intensität der Schönheit, jetzt gestochen von der Intensität der Ablehnung, der Gleichgültigkeit. 
Dir bleibt ihr Geruch und die Erinnerung an den Moment. Die Sekunde, in der sie dir das Gefühl gab etwas besonders zu sein.  In der ihre Aufmerksamkeit dir gehörte. Du der Mittelpunkt ihrer Welt warst. 

Sie ist eine Raubkatze. Sie wird sich nicht festlegen, wird nicht bei dir bleiben. Sie braucht die Jagd, lebt von ihr. Sie braucht das Gefühl begehrt zu werden, nicht nur von dir, sondern von allen. Sie will verzaubern, verführen, verwirren, verlassen. Sie lebt davon. 
Hör nicht auf, sie zu bewundern, zu begehren, zu vergöttern. Sie lebt davon. 


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